Versuch einer kritischen, aber fairen Betrachtung
Wer in den sozialen Netzwerken wie Face-Book und der Online-Presse recherchiert, wird überwiegend eine mehr als vernichtende Kritik der EM erleben.Hier der Versuch, das Chaos aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten:
Halbwegs gut trainiert ging ich in meinem ersten Wettkampf (50 M Brust). Nach drei Stunden anstehen, eine davon in der Schwimmhallenumkleide, wurde mir klar, dass ich neben Schwimmtraining auch das Anstehen oder Pfahlsitzen in mein Trainingsprogramm hätte aufnehmen müssen, um erfolgreich zu sein.Die letze Stunde vor dem Start verbrachten wir umgezogen mit 200 Schwimmern im Umkleideraum.
Einmal im Calling-Room angelangt, war der weitere Verlauf einer EM würdig, das Olympiaschwimmbecken: mega geil.Doch das Stehen zerrte an den Nerven, Bestzeiten waren so nicht zu erwarten.Die Kritik nahm an diesen Wettkampftag von Seiten der Athleten kein Ende.
Am zweiten Wettkampftag-Tag, die Organisatoren hatten reagiert, und gaben wirklich ihr Bestes. Trotzdem wieder unendlich lange Wartezeiten, aber immerhin deutlich bessere Einschwimmmöglichkeiten.
Aber alles hat nun einmal seinen Preis. Um bessere Einschwimmzeiten zu erreichen, musste der Zeitplan geändert werden: 200 m Brust, das Einschwimmen fand morgens um sechs, nach einer halben Stunde anstehen, der Start um 8:15 statt. Das Ganze ohne Kaffee, für mich war das „unlauterer Wettbewerb“.Viele Teilnehmer mussten mit Taxen anreisen, da die U-Bahnen noch nicht fuhren.
Aber auch die Zuschauer lernten was eine queue (Warteschlange) in London ist. Da nur 2800 Zuschauer zugelassen waren, das Olympiastadion ist zurückgebaut worden, hieß es auch hier anstehen. Sobald ein Zuschauer ging, was teilweise wild beklatscht wurde, konnten andere nachrücken.
Fazit: Im Vergleich zu Kazan und Montreal war die EM schlecht organisiert, auch wenn die Organisation täglich besser wurde, das Hauptproblem war jedoch nicht zu lösen.
Wir Deutschen neigen ja gerne zum endlosen Kritisieren und Lamentieren, statt das Beste draus zu machen, es hat ja auch eine verbindende, gruppenstabilisierende Funktion.Welche Gründe wurden diskutiert:Zu geringe Time- Standards, generell schlechte Organisation, falsche Stadt(Weltstadt) und Vieles mehr.
Es gibt aus meiner Sicht nur einen einzigen Grund, die restlichen Probleme waren Folgeerscheinungen dessen und insofern nicht zu lösen. Schwimmveranstaltungen dieser Größenordnung brauchen zwei Wettkampfbecken mit entsprechenden Zuschauerkapazitäten sowie ein Einschwimmbecken. Die Organisatoren hätten wie in Montreal ein mobiles Becken aufbauen müssen, nachdem Sie von der großen Teilnehmeranzahl überrascht worden waren. Platz war reichlich vorhanden, die Bereitschaft, Geld für ein mobiles Becken auszugeben, offensichtlich nicht. Es war auch zu erwarten, dass nach London viele Athleten von ihren Freunden begleitet werden würden, auch das Zuschauerproblem war also voraussehbar.
Wenn man sich verplant, sollte man auch für seine Fehler gerade stehen, die LEN hätte die Gelder bereitstellen müssen.Vielleicht hätte man Sponsoren gefunden, 10 000 Übernachtungen über den Zeitraum von mehreren Tagen, sind auch für eine Mega-City wie London immerhin eine Einnahmequelle.
In den nächsten zwei Jahren ist ein solches Chaos nicht zu erwarten.
Bei der WM in Budapest stehen mit dem Mekka des Wasserballsports, der Margareteninsel, und dem neuen fantastischen Schwimm-Stadion am Donauufer sowie weiteren Schwimmbädern Wettkampfanlagen vom Feinsten zur Verfügung und das in einem absolut schwimm-und wasserballbegeisterten Land.
Die nächste EM in Slowenien 2018 Kranj findet in einem kleinen Land statt, welches schon mal eine EM ausgerichtet hat und sehr gute Schwimmanlagen besitzt. Des Weiteren ist der Zeitraum gestreckt worden(länger als eine Woche).
In Slowenien findet auch zum ersten Mal eine gemeinsame EM aller Wasser-Sportarten statt, also mit Wasserball, wie es bei der WM schon lange der Fall ist.
London war und bleibt hoffentlich eine einmalige, wenn auch nervige Ausnahme.Also abgehakt und weiter trainiert, sowohl im Wasserball als auch im Schwimmen.
Ach ja, in drei Wochen ist die Deutsche-Master Meisterschaft im Wasserball im neuen Schwimmbad in Düsseldorf. Ich hab dort für die EM trainiert, super Anlage.
Aber auch hier könnte es Zuschauerprobleme geben, wir Deutschen können das Meckern aber auch nicht lassen.