Düsseldorfer AK 60+ Team holt sich ihren 6. Weltmeistertitel und die 3. Goldmedaille in Folge
Es berichtet Norbert Bande
Für jeden Wasserballer ist es ein Traum, einmal in dem Wasserball-Heiligtum der Margareten-Insel in Budapest zu spielen. Für deutsche Wasserballer ist das leider oft mit Niederlagen verbunden. Nicht so für die Düsseldorfer Masters-Wasserballer. Bereits 2013 fand hier die Europameisterschaft statt, bei der sie ihren 4. Europameister-Titel errangen.
Die Weltmeisterschaft 2017 war aber von ganz anderer Dimension. Nicht nur, dass Sie mit 120 Mannschaften, davon alleine 11 Mannschaften in der Altersklasse 60+ das größte Wasserball-Turnier der Welt war. Auch die Gegner waren im Schnitt fünf bis sieben Jahre jünger. Die Düsseldorfer spielen nämlich bereits seit 2012 in der Altersklasse 60 und zwar erfolgreich mit den Titeln 2014 und 2015. (Normalerweise findet alle 2 Jahre eine Weltmeisterschaft statt; nicht so in 2014/2015.) Doch mussten Sie gegen die Weltmeister 2014 und 2015 der Altersklassen 55+ Santa Barbara, USA und De Robben, Niederlande sowie gegen weitere sehr junge Teams aus Australien, Ukraine, Italien (Europameister 2016) und Kanada antreten.
Entsprechend niedrig waren die Erwartungen. Mit einem 3.Platz wären alle zufrieden gewesen.
Es kam hinzu, dass aus dem Erfolgsteam der letzten Jahre 3 Spieler ausgeschieden sind und durch 3 neue Spieler aus Ungarn und Rumänien ersetzt werden mussten. Das war aber kein Nachteil, wie es sich schnell zeigte.
Es waren für Düsseldorf ein Mix von ehemaligen Olympiateilnehmern, Nationalmannschafts- und Bundesligaspieler aus Deutschland, Ungarn und Rumänien am Start, die alle das Wasserballspielen von der Pike an gelernt hatten. Sie verstanden sich über 5 verschiedene Sprachen prächtig miteinander und konnten sich im Verlauf des Turners immer besser einspielten.
Einen bedeutenden Anteil am Erfolg hatte der langjährige Erfolgstrainer der Düsseldorfer und gebürtige Ungar Ferenc Nagy. Er konnte in seinen zweisprachigen Mannschaftsbesprechungen jeden Spieler erreichen und ihn zu seiner persönlichen Bestleistung bringen. Da am Ende das Team als Mannschaft siegte, wurde er, wie es im Wasserball Brauch ist, zurecht ins Wasser geworfen.
Im 1. Spiel gegen Australien wollte jeder Spieler dem eigenen Mitspieler zeigen, was er kann. 9 Tore erzielten die Jungs in der Offensive, doch leider dachten wenige an die Verteidigung, so dass 6 Gegentore hingenommen werden mussten.
Im 2. Spiel gegen Ukraine trafen die Düsseldorfer dummerweise kaum das Tor. Kurz vor Ende war das Spiel mit 3:5 fast verloren. Doch durch eine unglaubliche Kampfmoral, die die Deutschen Masters seit Jahren auszeichnet, gelang nach einer zwischenzeitlichen 6:5 Führung ein Unentschieden 6:6. Damit war die Teilnahme am Halbfinale aus eigener Kraft weiter möglich.
Gegen Kanada im 3. Spiel gab es auf beiden Seiten zunächst ein munteres Torschießen, was den Düsseldorfer zunächst gar nicht gefiel. Nach einem Zwischenstand von 4:4 legten sie aber los und erzielten aus einer jetzt endlich aufmerksamen Abwehr heraus 12 Tore bei nur 2 Gegentoren. Endstand 14:6.
Im 4. Spiel gegen Santa Barbara USA, ging es um den Gruppensieg. Durch ein kluges Überzahlspiel und tolle Schüsse aus der Distanz lagen die Düsseldorfer bis zum 6:5 immer in Führung, dann verließen sie Kraft und Aufmerksamkeit. Die US-Boys traten mit 3 unglaublich starken Centern an und waren zum Ende des Spiels auch schwimmerisch überlegen. Sie schafften dadurch den 9:7 Sieg.
Vor dem Halbfinale unkte Mannschaftsführer Norbert Bande: „Wir machen es so, wie in Montreal 2014. Wir verlieren das Vorrundenspiel (damals gegen Brasilien), gewinnen das Halbfinale und schlagen den Vorrunden-Gegner im Endspiel.“ Einfach gesagt, doch genauso kam es.
Es zeigte sich, dass die Holländer, die ehemalige Olympiamannschaft unglaublich schnell im Konter waren. Dass konnten aber die Düsseldorfer durch ein umsichtiges Spiel verhindern. Fehlpässe im Aufbau wären tödlich gewesen. Was keiner glaubte, die Düsseldorfer gingen mit 3:0 in Führung, spielten weiter aufmerksam und konnten die Führung ins Ziel retten. Die Holländer gratulierten trotz der 4:6 Niederlage als faire Verlierer und fragten an, ob sie zu gemeinsamen Trainingsspielen nach Düsseldorf kommen dürften. Vielleicht ergibt sich zukünftig eine Wasserball-Freundschaft, so Norbert Bande, der zusammen mit Hansi Brückner vor 50 Jahren als Jugendlicher mit seinem damaligen Verein Amateur Schwimm Club Duisburg in Hilversum gegen die Robben gespielt hatte.
Mit einem Sieg der Düsseldorfer im Finale hätte trotz des Siegs gegen die Holländer keiner gerechnet. Mit Ausnahme der Düsseldorfer selber. Sie wussten nach dem Vorrundenspiel, dass sie gegen die Center hart arbeiten mussten, am Besten immer mit einem 2. Verteidiger.
Und dann ging es mit einer 1:0 Führung für Düsseldorf los, es stand plötzlich 1:2 und dann wieder 3:2 und kurz vor Ende der regulären Spielzeit 5:3 für Düsseldorf. Aber die cleveren US-Boys schafften durch einem Weitschuss nach Time-out den Ausgleich zum 5:5. Es gab Penaltyschießen (5-Meter).
Wieder unkte Mannschaftsführer Norbert Bande: „Wir haben in den 17 Jahren des Bestehens der Mannschaft noch nie ein Halbfinale verloren und auch noch nie ein 5-Meter-Schießen.“
Und so kam es. Zwar stand es nach den ersten 5 Würfen jeder Mannschaft 9:9, doch scheiterte der US-Spieler, nachdem die Düsseldorfer zuvor getroffen hatten.
Ein unglaubliches Erlebnis für Spieler und Freunde der Mannschaft, bei dem zunächst die Tränen der Freude aber dann doch das Bier flossen.